Die Vorstände der Inneren Mission Pfarrer Sven Pernak (l.) sowie (v.r.) Jens Koch und Jens Fritsch verabschieden Manuela Sieg als Leitung des Ev. Beratungszentrums. Dominik Rojano Marin übernimmt als Fachbereichsleitung Beratungsdienste.

16.04.2024

Auf dem braunen Cordsessel durchs Berufsleben

Manuela Sieg, Leitung Ev. Beratungszentrum, in den Ruhestand verabschiedet. Dominik Rojano Marin übernimmt als Fachbereichsleitung Beratungsdienste

Mit einem Empfang im Katharina-von-Bora-Haus haben zahlreiche aktive und ehemalige Kolleginnen und Kollegen aus der Diakonie-Ruhr-Familie Manuela Sieg in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Die Diplom-Psychologin war 35 Jahre lang am Ev. Beratungszentrum (EBZ) fest angestellt, einschließlich vorheriger Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen war sie fast 40 Jahre dort tätig. Immer saß sie dabei auf dem gleichen Stuhl – einem braunen Cordsessel von 1977. Seit März 2009 leitete sie die Einrichtung und prägte maßgeblich die Weiterentwicklung der Beratungsangebote innerhalb des Trägers und der Bochumer Beratungslandschaft. „Manuela Sieg hat das EBZ nicht nur verwaltet, sondern gestaltet“, betonte Jens Fritsch, Vorstand der Inneren Mission – Diakonisches Werk Bochum, in seiner Ansprache.

„Vieles, was heute Standard ist, ist in der Sturm-und-Drang-Zeit in den 80er Jahren auf den Weg gebracht worden“, erinnert sich Manuela Sieg an ihre Anfangszeit. Psychologische Beratung und Therapie waren damals noch nicht so etabliert wie heute. Moderne Verfahren aus den USA schwappten über den Atlantik, wurden ausprobiert und dankbar aufgegriffen. „ Bochum galt als Hochburg der Verhaltenstherapie in Deutschland“, erklärt Manuela Sieg. Sie absolvierte im Laufe der Jahre zahlreiche Fortbildungen, qualifizierte sich in verschiedenen psychotherapeutischen Verfahren weiter.

Das Angebot des Beratungszentrums weitete sich stetig aus. Frühförderung (inzwischen eine eigene Einrichtung), Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung, traumaspezifische Beratung für Kinder und Jugendliche, spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt und viele weitere Angebote kamen im Laufe der Zeit hinzu. „Sie haben Arbeitsfelder erweitert, als andere Angebote abgebaut haben“, betont Vorstand Jens Fritsch. „Wir können stolz sein: Wir sind die leistungsfähigste Beratungsstelle in Bochum.“

Auch die Nachfrage stieg beständig an. „In den 90er Jahren hatten wir Wartezeiten von sechs bis sieben Monaten“, erinnert sich Manuela Sieg. „Durch einen Paradigmenwechsel und den Fokus auf eine schnelle, niedrigschwellige Erstversorgung ist es gelungen, dass 80 Prozent der Klientinnen und Klienten innerhalb von vier Wochen ein Erstgespräch erhalten.“

Die Klientel und die dominanten Themen seien dabei stets ein Abbild der Bevölkerungsentwicklung und der Gesellschaft gewesen, erklärt Manuela Sieg. Während früher Kindesentwicklung, Erziehung und Lebensberatung sehr gefragt waren, seien seit 20 Jahren die Themen Trennung und Scheidung dominant. „Wenn Politik wissen möchte, wie es den Menschen in Bochum geht, sollte sie die Beratungsstellen fragen“, findet die 64-Jährige.

Die Leitung des Ev. Beratungszentrums übernimmt im Rahmen einer Neustrukturierung der Beratungsdienste der Inneren Mission Dominik Rojano Marin als Fachbereichsleitung Beratungsdienste. Der Sozialarbeiter leitet seit 2022 die Offene Seniorenarbeit. Im November 2023 kam die Leitung des Fachdiensts Migration und Flucht hinzu, dessen frühere Leiterin Janina Fiehn sich seitdem ganz auf ihre Aufgaben als Beauftragte für die Prävention von sexualisierter Gewalt konzentriert.

In seiner neuen Funktion als Fachbereichsleitung übernimmt Dominik Rojano Marin vor allem übergreifende Aufgaben. Dazu gehören auch Abstimmungen mit Stadt und Kostenträgern sowie die Entwicklung integrierter, übergeordneter Beratungsangebote. Die hochqualifizierten Fachkräfte aus den Beratungsstellen können sich auf die Arbeit mit den Menschen vor Ort und in den entsprechenden Fachgremien konzentrieren.