Prof. i.R. Sigurd Hebenstreit beim Festvortrag

27.10.2022

125 Jahre Zuversicht, Erfahrung und Mut zu Neuem

Comenius Berufskolleg begeht Jubiläum mit Festakt. Älteste Fachschule ihrer Art in Westfalen

Mit Gästen aus Diakonie, Kirche und Gesellschaft hat das Comenius Berufskolleg in Witten sein 125-jähriges Bestehen gefeiert. Der Festakt im Lukaszentrum bildete den Abschluss einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen unter dem Motto „125 Jahre Zuversicht, Erfahrung und Mut zu Neuem“.

Prof. i.R. Sigurd Hebenstreit blickte in seinem Festvortrag mit Anekdoten zur Geschichte der Ausbildung auf die Anfänge frühkindlicher Bildung im 19. Jahrhundert zurück. Damals legten Theodor Fliedner mit der Gründung von Kleinkinderschulen und Friedrich Fröbel mit der Entwicklung der Kindergarten-Idee wichtige Grundlagen für die Vorschulpädagogik.

In Witten eröffnete das Diakonissenhaus für die Grafschaft Mark und das Siegerland am 19. Oktober 1897 mit dem Kleinkinderschulschwestern-Seminar ein Gebäude, das ausschließlich der pädagogischen Sendung des Mutterhauses gewidmet war. Es war die erste private Fachschule ihrer Art in Westfalen. Ab 1910 stand es auch Frauen offen, die nicht Diakonisse werden wollten. 1922 wurde die Schule staatlich anerkannt. Das heutige Gebäude wurde als Comenius Schulzentrum am 22. März 1974 eingeweiht. 1990 schied die letzte Diakonisse aus der Kindergartenarbeit aus.

Die angebotenen Bildungsgänge und Abschlüsse wurden im Laufe der Jahrzehnte immer wieder an veränderte Rahmenbedingungen und die Erfordernisse einer zeitgemäßen Pädagogik angepasst. Innovative Ideen wurden dabei immer großgeschrieben – bei der Etablierung neuer Bildungsangebote und Berufsbilder gehörten die Einrichtungen in Witten häufig zu den Vorreitern.

Heute bietet das Comenius Berufskolleg praxisintegrierte Ausbildungsgänge in den Bereichen Heilerziehungspflege und Sozialpädagogik an. Die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher kann auch in klassischer Form absolviert werden, bei der ein einjähriges Berufspraktikum auf zwei Jahre Schule folgt. Derzeit entwickelt die Schulleitung im Dialog mit den Studierenden ein tragfähiges Konzept für eine Mischung aus Digital- und Präsenzunterricht – auch als Reaktion auf die aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie.

Mit Blick auf den Fachkräftemangel, der sich nicht nur in Pflegeberufen, sondern auch im Erziehungswesen immer mehr verschärft, kritisiert Jens Koch, Geschäftsführer der Diakonie Ruhr, in seinem Grußwort den hohen Eigenanteil von 15 Prozent, den freie Schulträger in NRW aufbringen müssen. „Das bedeutet für freie Träger einen ständigen Kampf um ausreichende Finanzierungsmittel. Dabei brauchen wir eine gute Ausbildung für gute Fachkräfte, um auch in Zukunft Teilhabe zu ermöglichen und Chancengerechtigkeit herstellen zu können.“

Mit vielen Fotos bietet Schulleiterin Claudia Wolmerath in ihrer Präsentation einen bunten Einblick in den aktuellen Schulalltag. Studierende tragen in einem Dichterinnenwettbewerb Poetry Slams und Geschichten vor, die sie zum Jubiläum in einem Workshop verfasst haben. Und wer immer schon mal ins Klassenbuch schreiben wollte, konnte darin einen Gruß verewigen.