Auftakt 125 Jahre Comenius Berufskolleg
16.05.2022

Comenius Berufskolleg läutet Jubiläumsjahr ein

Auftaktveranstaltung zum 125-jährigen Bestehen mit Vorstellung eines Buchprojekts zum aktuellen jüdischen Leben in der Region

Mit einem Gottesdienst, Großgruppenspielen und einem Picknick haben Lehrende und Studierende das Jubiläumsjahr zum 125-jährigen Bestehen des Comenius Berufskollegs eröffnet. Anlass war das Richtfest für das Kleinkinderschulschwestern-Seminar im Mai 1897, das als Vorläufer des Comenius Berufskollegs betrachtet werden kann.

„Wir sehen dich, wir sehen uns, wir sind eine Gemeinschaft – so möchten wir in das Festjahr starten“, betonte Schulleiterin Claudia Wolmerath. Für die Eröffnung des Jubiläumsjahres hat das Comenius Berufskolleg bewusst den Tag des Richtfests vor 125 Jahren gewählt. „Wir bitten für die nächsten Jahre um Gottes Segen, der üblicherweise beim Richtfest mit dem Haus verbunden wird und damit auch mit den Menschen, die das Gebäude mit Leben füllen“, erklärt Claudia Wolmerath.

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung überreichten Schulpfarrerin Christina Ossenberg-Gentemann und Studierende aus der Mittelstufe der praxisintegrierten Ausbildung im Erziehungswesen ein Bilderbuch zum Thema „Jüdisch hier“ an Superintendentin Julia Holtz und Angelika Arend, Geschäftsführerin des Ev. Kindergartenverbundes Hattingen-Witten, das sie für die Kindertagesstätten erstellt haben. Es beschreibt kindgerecht im Stil eines Pixibuchs aktuelles jüdisches Leben in der Region.

Das Buch ist im Rahmen eines Projekts zum Thema „1700 Jahre jüdisches Leben in Westfalen“ entstanden, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ausgeschrieben hatte. Ziel war die Erstellung eines Medienprodukts. „Die meisten Teilnehmenden haben sich mit der Vergangenheit beschäftigt. Wir aber wollen aktuelles jüdisches Leben aufzeigen“, erläutert Christina Ossenberg-Gentemann. Deshalb dreht sich das Buch um das Leben in der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen mit ihren Gottesdiensten, Riten und Bräuchen.

Um das Thema für drei- bis sechsjährige Kinder aufzubereiten, haben sich neun Studierende aus dem Vertiefungsbereich Religion und Ethik eine Rahmenhandlung überlegt: Ein Junge aus der jüdischen Gemeinde besucht mit seiner Kindergartenfreundin die Synagoge. Die Geschichte wechselt sich mit kurzen Sachtexten ab, die religiöse Symbole und Gegenstände beschreiben, zum Beispiel die Kippa oder die Menora, den siebenarmigen Leuchter.

Die Jüdische Gemeinde hat das Projekt wohlwollend unterstützt und begleitet. Unter anderem haben die Studierenden im Herbst 2021 mit drei Kindern die Neue Synagoge Bochum besucht und dort Symbolfotos für das Buch erstellt. Kinder aus der jüdischen Kindertagesstätte Sternenhügel haben Bilder gemalt. Eins davon hat es auf die Titelseite geschafft.

Der LWL hat zur Unterstützung hochkarätige Referentinnen vermittelt und finanziert. So hat Andrea Behnke, Autorin aus Bochum, den Studierenden in einer Schreibwerkstatt das Handwerkszeug zum Erstellen der Rahmengeschichte vermittelt. Die Illustratorin Anna Karina Birkenstock hat einen Layout-Workshop angeboten. Die Grafik haben die Studierenden anschließend selbst übernommen. Mit Mitteln aus dem Innovationsfond des Ev. Kirchenkreises Hattingen-Witten konnte das 16-seitige Büchlein schließlich im Berufsbildungswerk Volmarstein in einer Auflage von 300 Exemplaren gedruckt werden.

Bis zur Fertigstellung haben die Studierenden mit Christina Ossenberg-Gentemann ein Jahr lang an dem Projekt gearbeitet. Im Juni wird es mit den Beiträgen aller teilnehmenden Einrichtungen beim LWL in Münster präsentiert.

Mit dem Kleinkinderschulschwestern-Seminar, das am 19. Oktober 1897 eröffnet wurde, hat das Diakonissenhaus für die Grafschaft Mark und das Siegerland ein Gebäude ausschließlich der pädagogischen Sendung des Mutterhauses gewidmet. Es war die erste private Fachschule ihrer Art in Westfalen. Ab 1910 stand es auch Frauen offen, die nicht Diakonisse werden wollten. 1922 wurde die Schule staatlich anerkannt. Das heutige Gebäude wurde als Comenius Schulzentrum am 22. März 1974 eingeweiht. 1990 schied die letzte Diakonisse aus der Kindergartenarbeit aus.

Die angebotenen Bildungsgänge und Abschlüsse wurden im Laufe der Jahrzehnte immer wieder an veränderte Rahmenbedingungen und die Erfordernisse einer zeitgemäßen Pädagogik angepasst. Innovative Ideen wurden dabei immer großgeschrieben – bei der Etablierung neuer Bildungsangebote und Berufsbilder gehörten die Einrichtungen in Witten häufig zu den Vorreitern.

Heute ist das Comenius Berufskolleg eine Einrichtung der Diakonie Ruhr. Es bietet praxisintegrierte Ausbildungsgänge in den Bereichen Heilerziehungspflege und Erziehungswesen an. Die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher kann auch in klassischer Form absolviert werden, bei der ein einjähriges Berufspraktikum auf zwei Jahre Schule folgt. Derzeit entwickelt die Schulleitung im Dialog mit den Studierenden ein tragfähiges Konzept für eine Mischung aus Digital- und Präsenzunterricht – auch als Reaktion auf die aktuellen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie.

Sein Jubiläum begeht das Comenius Berufskolleg mit mehreren weiteren Veranstaltungen und Aktionen. Geplant sind bisher unter anderem eine Projektwoche, die am Montag, 5. September, beginnt und am Freitag. 9. September 2022, mit einem Schulfest endet. Am Dienstag, 25. Oktober 2022, wird es einen großen Festempfang geben. Die weitere Schulgeschichte wird künftig von einem Apfelbaum begleitet, der zum Auftakt des Jubiläumsjahres symbolisch auf dem Schulgelände gepflanzt wurde.